Tandem im Turm
Fotografien; Inkjet auf Barytpapier, aufgezogen auf Aluminium 60 x 85 cm oder 85 x 120 cm
Fotogramme; Barytpapier, aufgezogen auf Aluminium 45 x 30 cm oder 30 x 24 cm
Mit dem Anliegen, Kunst an den unterschiedlichsten Orten sicht- und erfahrbar zu machen, realisiert das Kunsthaus Aussersihl temporäre Ausstellungen und Projekte, bei deren Umsetzung die künst le risch-kuratorische Kollaboration sowie die Rolle der «Gastgeberschaft» zentrale Motive darstellen. Die Ausstellung «Tandem im Turm» fusst auf Hospi tality und wurde für die im Haus 2 neu angesiedelten Ambulatorien kon zipiert. Auf den Stockwerken C und D sowie F bis M haben die Mitglieder des Vereins Kunsthaus Aussersihl auf je einer Etage Gast künstler:innen zu einer dialogischen «Tandemfahrt» ein geladen. Das befruchtende Potenzial der direkten künstlerischen Zusammenarbeit hat jedes Tandem in kuratorischer Eigenregie genutzt. Entstanden sind
neun eigenständige Inter ventionen, die zu individuellen Kunst erlebnissen einladen. Die Werke sind käuflich. www.kunsthausaussersihl.ch Françoise Caraco & Karin Kurzmeyer
Für das Konzept «Tandem im Turm» haben Françoise Caraco und Karin Kurzmeyer einen vertieften Dialog zwischen ihren jeweiligen Arbeiten entstehen lassen. Caraco zeigt eine Auswahl analoger Fotografien, welche sie seit 2003 fortlaufend erweitert. Für das Stockwerk G wählt Caraco explizit Fotografien aus, die Ein- und Ausblicke festhalten, um den geschlossenen Korridoren entgegenzuwirken: So befindet sich der/die Betrach-tende auf einmal bei den Flamingos im Zoo, erlebt das Umkippen eines Baumes im Wald oder schaut fasziniert auf ein rotes Kabel, welches lose über dem Schlüssel eines Wandkastens hängt. Den Fotografien ist gemein-sam, dass Caraco mit forschendem Blick durch die Kameralinse zufällige Augenblicke festhält und diese für die Ewigkeit einfriert. Kurzmeyer lotet auf experimentelle Weise das Druckverfahren der Monotypie zwischen Komposition und Zufall aus. Inspiriert von Caracos Fotoserie sind mittels Papierfetzen, Schablonen und Ab-drucken, mit Materialien wie einem Farnblatt oder einer Schnur, neue Monotypien für die Ausstellung entstanden. So greift Kurzmeyer inhaltliche und formale Aspekte der Fotografien Caracos auf. Darüber hinaus haben Caraco und Kurzmeyer explizit aufeinander reagiert, in dem sie eine Art Fundkiste oder auch Wundertüte an Mate rialien zusammengetragen haben, mit der beide, in ihrem jeweiligen künstlerischen Medium, die Mate rialien, deren Beschaffenheit, Materialität, Oberflächen und Eigenschaften nutzen. Dabei sind bei Caraco neue Fotogramme und bei Kurzmeyer weitere Monotypien entstanden. Auch hier spielt bei beiden der Zufall – das Festhalten eines Moments – eine wesentliche Rolle. Die im Stockwerk G ausgestellten Werke ermöglichen es dem/der Betrachtenden, fliessende Übergänge und Verbindungen zwischen den Werken, Techniken und Medien zu entdecken: Da erscheint das rote Kabel
in der Fotografie von Caraco und taucht als Abdruck auf der Monotypie von Kurzmeyer wieder auf. Zwischen den Lichtbildern und den Druckbildern eröffnen sich neue inhaltliche sowie ästhetische Bezüge. Die Werke treten miteinander in einen Dialog.
From Me To There (work in progress)
Sammlung von 17 Briefe, teilweise handgeschrieben
Ich habe Freunde und Bekannte per Brief angeschrieben und sie gefragt, ob Sie mir über einen Ort auf der Welt schreiben könnten, welcher für Sie von Bedeutung ist, den sie jedoch wegen der Covid-19 Situation im Jahr 2021 nicht besuchen konnten.
Aufruf zum Briefe schreiben über einen persönlichen Ort der Sehnsucht, anlässlich des internationalen Museumstags von 15. / 16. Mai 2021
From Me To There
Mit gewissen Orten auf dieser Welt identifizieren wir uns: Es kann der Ort sein, wo wir aufgewachsen sind, wo wir immer hinreisen, wo wir wichtige Abschnitte des Lebens verbracht haben. Oder Orte, mit welchen wir uns irgendwie verbunden fühlen oder zugehörig fühlen. Diese Orte können eigentlich überall auf der Welt sein.
Aufgrund der aktuellen Situation jedoch ist das Reisen verhindert oder beträchtlich erschwert. Wir können nicht mehr einfach so ins Ausland fahren, unser Heimatland besuchen, oder die Orte aufsuchen, die für uns von Bedeutung sind. Jene Orte rücken physisch in die Ferne. Dennoch verbinden wir uns in Geschichten, Erinnerungen und Sehnsüchten mit ihnen.
Aufruf!
Erzähle jemandem, auf maximal einer A4-Seite, von jenem Ort, den du momentan nicht besuchen kannst, den du aber besonders vermisst, oder mit dem du dich verbunden fühlst. Adressiere deine Erzählung an eine Person, die dir nahesteht, in deutscher oder englischer Sprache, wenn möglich von Hand geschrieben. Orientiere dich für die Beschreibung deines gewählten Ortes an den untenstehenden Fragen. WICHTIG: Erwähne dabei nicht den Namen des Ortes.
Fragen:
Wie sieht dieser Ort aus?
Was macht diesen Ort so besonders für dich?
Mit was verbindest du diesen Ort?
Wie riecht oder klingt dieser Ort?
Wann warst du das letzte Mal dort?
Deine Erzählung soll Teil der künstlerischen Arbeit from me to there werden, mit der Idee, deinen Beitrag für ein öffentliches Publikum einsehbar und lesbar zu machen. Die Beschreibung deines gewählten Ortes ermöglicht es dir und den Lesenden, zumindest gedanklich, für einen Moment an diesem Sehnsuchtsort verweilen zu können. Diese momentane Verbindung verstehe ich als Akt gegen das Vergessen. Denn je länger es uns nicht möglich ist, jene Orte aufzusuchen, desto mehr werden diese verklärt und rücken weiter in die Ferne.
Die Arbeit from me to there wird am Wochenende des Internationalen Museumstags, 15./ 16. Mai, auf Initiative des Kunsthauses Aussersihl, in Zürich ausgestellt. Ich plane, ausgewählte Briefe während der Ausstellung vorzulesen.
Schicke mir deinen Brief bis am Freitag, 7. Mai per Post, an folgende Adresse:
Françoise Caraco
Schöneggstrasse 5
8004 Zürich
Ich freue mich bereits jetzt auf deinen Beitrag. Vielen Dank!
Françoise Caraco
Lucky Cat
Installation in einer Schauvitrine: Vorhang, Lucky Cat, Sockel, Post-it
Françoise Caraco und Tanja Kalt bespielen eine Schauvitrine in Zürich im Kreis 4. Die Auswahl der Objekte, wie die Lucky Cat nimmt Bezug auf das Quartier, denn diese Lucky Cats sind auch sont in diesem Quartier oft in Schaufenstern zu sehen, wie in den Thai-Massage-Salons. Der grüne Vorhang deutet auch auf etws was dahinter verborgen bleiben soll, denn oft sind bei den Massage-salons der Einblick durch das Glas verwehrt unter anderem auch mit einem Vorhang. Und der Sockel welcher mit Leopardenmuster eingepackt ist, deutet auf das Qzartier, welches auch bekannt ist als Rotlichtquartier.
Die winkende Lucky Cat ein Glücksbringer aus der japanischen Kultur, bewegt nonstop ihren linken Arm. Das an der winkenden Lucky Cat bei der Pfote angklebtes rosa Post-itdarauf skizziert eine Zielscheibe. Denn die Pfote wedelt so das Notizzettelchen mit der aufskizzierten Zielscheibe an einem Loch im Glas der Vitrine auf und ab.
Lucky Cat: Glückskatze – Volltreffer, ist hier auch damit gemeint, wenn die skizzierte Zielscheibe mit dem Loch des Glases übereinstimmt.
retten, halten, löschen 91.5 Mhz
Ausschnitt aus Livesendung: retten, halten, löschen 91.5 Mhz
retten, halten, löschen, 91.5 Mhz, (2012)
Eine Intervention von Françoise Caraco im Vorzimmer in Zürich
retten, halten, löschen ist ein Hörstück von Françoise Caraco, ausgestrahlt im November 2012 auf Radiofrequenz FM 91,5 MHz, hörbar im nahen Umkreis der gleichnamigen Ausstellung im Ausstellungsraum Vorzimmer.
In retten, halten, löschen verknüpft Caraco aktuelle Eingriffe im Ausstellungsraum mit Situationen, wie sie im Zusammenhang mit der Chemiekatastrophe von Schweizerhalle, Basel im Jahr 1986 entstehen konnten. Die Basler Bevölkerung war damals aufgefordert worden, Radio zu hören, nicht nach draussen zu gehen. Das gesendete Hörstück ist eine Collage aus Texten im Zusammenhang mit der Katastrophe, die Caraco transkribiert hat. Sie ist dabei eigenen Assoziationen am Ausstellungsort, aber auch ihrem eigenen Erleben der Ereignisse von 1986 gefolgt.
Für die Livesendung betreibt Caraco kurzfristig einen Piratensender, der auf der Frequenz 91.5 MHz sendet. Besucher der Veranstaltung retten, halten, löschen können die vor Ort live ausgestrahlte Sendung mittels bereit gestellter, kleiner Radiogeräte im ganzen Gebäude und umliegenden Areal mitverfolgen.
Zusätzlich greift die Arbeit formal und inhaltlich zwei vorangehende künstlerische Eingriffe im Vorzimmer auf: Die Wandarbeiten von Germann/ Lorenzi und einem skulpturalen Eingriff Wink Witholts. Caracos Texte verknüpfen autobiografische Äusserungen mit fremden und eigenen Eingriffen im Kunstraum: Die Wandzeichnungen von Germann/ Lorenzi sind von Caraco mit abgetönter Farbe übermalt worden, nach einem Schema, wie im städtischen Raum gegen Tags vorgegangen wird. Die Fenster sind ebenfalls zugemalt. Den Besuchern wird von einer weiss gekleideten Crew Getränke aus einem Stapel von Harassen angeboten.